PERFORMANCE DAYS April 2017 - page 5

SAZ Sports & Fashion
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BUSINESS
Im Performance Forum werden die Trends
konzentriert auf zehn Tischen präsentiert.
Foto: Performance Days
Weichert:
Natürlich nicht ausschließlich.
­Sicherlich werden wir oft schon Monate vor
­Bekanntgabe unseres neuen Fokusthemas
­danach gefragt. Aber unser Input ist nur ein
­Impuls aus den eingangs genannten Punkten.
Dazu kommen natürlich auch Nachfrage und
Bedarfsformulierung der Konfektionäre sowie
auch die Weiterentwicklung der eigenen Stoffe
bei den Webern oder Strickern. Idealerweise
­fokussieren sich diese auf ihren USP. Optima­
lerweise spezialisieren sie sich, sodass auch die
Konfektionäre wissen: die Firma A ist mein Spe­
zialist für Fleece, die Firma B für Laminate. Lei­
der gibt es nicht immer gute Produktstrategien,
manchmal ähnelt das Angebot der Mills eher
­einem Gemischtwarenladen.
Es scheint, als wären viele verschiedene Impulse
an den Neuentwicklungen bei den funktionellen
Stoffen beteiligt. Nun aber die Gretchenfrage:
Was braucht es, damit diese auch amMarkt beste­
hen können und gekauft werden?
Weichert:
Gute Frage! Den Entwicklungsmög­
lichkeiten sind auf jeden Fall Grenzen gesetzt.
Das magische Wort heißt „commercial innova­
tion“. Wenn ein Kunde Innovationen sucht, da­
für aber nur 10% mehr zahlen möchte als für
den Vorgängerstoff, dann muss sich der Liefe­
rant daran halten. AmEnde geht es darum, dass
auch der Verbraucher bereit ist, den Preis für
das Bekleidungsstück zu zahlen, somit muss
der Stoffpreis in das Gesamtkonzept passen.
Welche Alternativen gibt es? Die Kollektionen sol­
len immer neu aussehen, ist der Stofflieferant
nicht dazu angehalten, Innovationen zu zeigen?
Weichert:
Das sicherlich. Aber die Innovatio­
nen müssen nicht ausschließlich die neuesten
Funktionsfasern betreffen, es können auch
kleine Impulse, beispielsweise eine neue Struk­
tur kombiniert mit einer andere Farbe sein.
­Andersherum werden manchmal auch Entwick­
lungen ganz ohne Bezug zu Kunden oder
Trends auf den Markt gebracht und können sich
dann auch entsprechend nicht durchsetzen.
Wie finden Konfektionäre und Stoffhersteller zu­
sammen? Über die Performance Days?
Weichert:
Idealerweise über unsere Messe: mit
dem Performance Forum, welches die Trends in
Stoffen und Accessoires beleuchtet, über die
Farbkarte sowie die Fachvorträge. Das ist mei-
ner Meinung nach die wahre Qualität, die wir
als Messe anbieten. Wir
zeigen sehr früh die bes-
ten Stoffe und das, was
damit möglich ist, wenn
bei den Konfektionären
noch nicht alle Anforde-
rungen feststehen und
die Produktmanager sich
noch inspirieren lassen
können. Hier ist die Messe
die ideale Informations-
plattform…
Gleichzeitig suchen die
Agenten der Stoffherstel-
ler aber so früh wie mög-
lich den Kontakt zu den
Konfektionären und Marken, um gemeinsam zu
erörtern, wohin die Reise gehen könnte. Aus
den Wünschen der Kunden, den Trends der
Messen und den Neuentwicklungen der Stoff-
hersteller entstehen dann das Sourcing und
die Auswahl der Materialien, die in den Kollek-
tionen verarbeitet werden.
Das klingt sehr spannend und komplex. Was sind
Ihrer Meinung nach die wichtigsten Trends, die die
kommende Orderrunde bestimmen werden?
Weichert:
Ich bin mir sicher, dass das Thema
Nachhaltigkeit ein Muss ist: recycelte Stoffe,
­recyclingfähige Stoffe, Stoffe die aus biologi-
schen Quellen oder aus natürlichen, also nach-
wachsenden Rohstoffen hergestellt werden.
Und – ganz neu – Stoffe, die biologisch abbau-
bar sind, wozu auch kompostierbare Stoffe ge-
hören können. Wenn wir an optische Trends
denken, wird sicherlich eine lebendige Struktur
wichtig. Dazu der angenehme, natürliche und
weiche Griff und generell der Tragekomfort. In-
telligente Materialien, also Fasern, die durch
Additive und besondere Querschnitte für Kli-
makomfort sorgen, kühlen oder wärmen. Und
natürlich wasserabweisende Ausrüstungen
­ohne PFC. Alles in allem kann man sagen: Es
gibt viele neue Micro-Trends, es ist viel Diversi-
fizierung zu sehen, aber wie immer muss es in
den Preisrahmen passen.
Interview: Ulrike Arlt
Foto: Shutterstock / Sukpaiboonwat
Auch neue Faben sind für innovative Aspekte wichtig.
Neue Entwicklungen beginnen beim Garn.
Foto: Shutterstock / Rehan Qureshi
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