PERFORMANCE DAYS April 2017 - page 10

SAZ Sports & Fashion
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FUNCTION
und per Definition „gefährlichen“ Vertreter sind
die Perfluoroktansulfonsäure PFOS und die Per-
fluoroktansäure PFOA (mehr über ihre Auswir-
kungen siehe Kasten), die zu den sogenannten
langkettigen (C8 und höher) Fluorverbindun-
gen gehören. Diese langkettigen Verbindungen
sind sehr gut wasser- und schmutzabweisend
und werden, beziehungsweise wurden, daher
gerne als DWR, also dauerhaft wasserabwei-
sende Ausrüstung auf Textilien eingesetzt. Da
sich aber genau diese langkettigen Verbindun-
gen in der Umwelt anreichern und im Verdacht
stehen, gefährlich für Mensch und Tier zu sein,
kämpfen Greenpeace und auch andere Um-
weltschutzorganisationen schon lange dafür,
dass diese Chemikalien verboten werden. So
wurde eine der schädlichsten Untergruppen –
die PFOS – in die Stockholmer Konvention auf-
genommen, eine völkerrechtlich bindende
Übereinkunft über Verbots- und Beschrän-
kungsmaßnahmen für bestimmte langlebige
organische Schadstoffe. Auch der zweite, häu-
fig verwendete Stoff, PFOA, rückt nun in den
Fokus, denn das Umweltbundesamt UBA hat
gemeinsam mit der norwegischen Umwelt-
behörde beantragt, diesen als besonders be-
sorgniserregenden Stoff gemäß der euro-
päischen Chemikalienverordnung REACH zu
kennzeichnen.
Sportbranche in Bewegung
Auch die Sportartikelbranche hat in den letz-
ten Saisons alles darangesetzt, diese Verbin-
dungen durch unbedenkliche Alternativen zu
ersetzen. Mit den PFC-Zielen von Gore kommt
nun noch einmal deutlich Bewegung in dieses
Thema. Gore Fabrics arbeitet dabei parallel an
mehreren technologischen Entwicklungspfa-
den, wie Bernhard Kiehl, Leiter der Nachhaltig-
keitsabteilung der Textildivision, erklärt. Zum
einen geht es um die DWR, also die Ausrüs-
tung, die bei Gore derzeit schon ohne das als
gefährlich eingestufte PFOA auskommt und
aus sogenannten kurzkettig fluorierten Ver-
bindungen (C4 oder C6, die aber als „bedenk-
lich“ eingestuft werden) besteht. Der nächste
Schritt ist, schon ab 2018 einige komplett PFC-
freie, also wirklich unbedenkliche Produkte im
Handel anzubieten.
Im zweiten Pfad geht es um die von Gore ver-
wendete PTFE-Membran. Hier war eine eindeu-
tige Definition nötig. So wurden Produktions-
schritte und Inhaltsstoffe der Gore-Tex-Mem­
bran genauer betrachtet. Bei der Produktion
von PTFE können zwar generell die gefährli-
chen PFOA zum Einsatz kommen, speziell bei
der Gore-Tex-Membran ist das aber schon seit
2013 nicht mehr der Fall, wie Bernhard Kiehl er-
klärt. Im Gegenteil, schon seit Längerem wur-
I
m Februar dieses Jahres sorgte die Nach-
richt für Aufsehen: Gore wird im Rahmen
seines Nachhaltigkeitsprogramms bis
­Ende 2023 alle ökologisch bedenklichen PFCs
aus sämtlichen Vorprodukten für Outdoor-Be-
kleidung ersetzt haben. Dazu ist Gore, genauer
gesagt Gore Fabrics (die Textilsparte des Unter-
nehmens), in einen intensiven Dialog mit
Greenpeace eingestiegen. Ein großer Schritt,
denn gerade Gore war in den letzten Saisons
der Buhmann, wenn Greenpeace seine Nach-
haltigkeitsberichte imRahmen der Detox-Kam-
pagne vorstellte. Darin berichtete Greenpeace
regelmäßig über die größten PFC-Verschmut-
zer der Branche. Immer wieder wurden Jacken
und Schuhe getestet, deren PFC-Belastung
deutlich über dem Grenzwert lag. Bestimmte
PFC (die Untergruppen PFOA und PFOS) werden
als ­„hazardous“ eingestuft, also als „gefährlich“.
In einigen Medienberichten wurde daraus so-
gar „giftig“, was nach Ansicht von Greenpeace
nicht ganz richtig ist. Nun hat sich Gore mit
Greenpeace auf die gemeinsame Definition
„ökologisch bedenkliche PFCs“ geeinigt.
Gefährliche Stoffe identifizieren
PFC ist eine Abkürzung für per- und polyfluo-
rierte Chemikalien. Diese Gruppe umfasst ins-
gesamt mehr als 800 Stoffe. Die bekanntesten
Deadline 2023
Branchenführer Gore tritt an, bedenkliche PFCs aus allen Vorprodukten
für Outdoor-Kleidung zu eliminieren
Foto: Shutterstock / zlikovec
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